Samstag, 7. September 2013

Vitra kauft Artek

Erst Nokia, jetzt Artek

Artek in NYIGF, New York in 2013.
Bild: Artek.
Innerhalb nur einer Woche wird ein zweites finnisches Traditionsunternehmen nach Nokia an ein ausländisches Unternehmen verkauft. Das sollte uns Finnen nachdenklich machen. Ich möchte ein wenig Selbstkritik üben, obwohl ich stolz bin eine Finnin zu sein, muss man diese Entwicklungen ernst nehmen. Den Kauf von Artek durch Vitra sehe ich jedoch sehr positiv, denn mit Vitra hat Artek gute Chancen zu wachsen, vor allem im Ausland. Finnen sind bekanntlich nicht besonders stark im Marketing. Viele finnische Unternehmen wollen nicht einmal ins Ausland expandieren. Ausserhalb Finnlands kennen nur wenige Menschen oder eingefleischte Kenner den berühmtesten (bisher) finnischen Hersteller Artek, der von der Designerikone Alvar Aalto und seiner Frau Aaino Aalto 1935 gegründet wurde.  


Artek in Mailand 2013.
Bild: Artek.
Artek in Maison & Objet, Paris 2013.
Bild: Artek

Gehört jetzt auch zur finnischen Vergangenheit, Nokia.
Bild: Nokia Pressebild.

Wir waren ganz schön stolz auf diese beiden Firmen, denn sie sind Teil unserer Geschichte mit der wir gross geworden sind. 60 Prozent der Artek Umsätze kommen aus Finnland, was bedeutet, dass in sehr vielen finnischen Haushalten Artek Produkte zu finden sind. Auch hatte früher fast jeder Finne ein Nokia Handy und danach die Welt. Die Zeiten haben sich aber geändert. Das zeigt einfach, dass man seiner Sache nie sicher sein kann oder nie annehmen darf, dass alles bleibt wie es ist. Schon gar nicht als kleine Nation wie Finnland. Ich lebe schon länger im Ausland als in Finnland und sehe vieles mit anderen Augen. Ich musste leider schon oft feststellen, dass manche in Finnland die Lage aus einer recht subjektiven Perspektive betrachten und nicht erkennen, wie klein und unbedeutend Finnland in unserer globalen Welt tatsächlich ist. Nichts desto Trotz, haben wir es schon einmal gezeigt, auch damals in einer Krisensituationen, dass wir als kleines Land in der Lage sind Grosses und Bedeutendes auf die Beine zu stellen. Und im Bereich Design und  Möbel hat Finnland vieles zu bieten. Hinter vielen internationalen Designprodukten, alt oder neu, steht oft ein finnischer Designer, wie beispielsweise Eero Saarinen, Eero Aarnio, Harri Koskien, Mika Tolvanen, usw. 

Erst diese Woche hatte ich gelesen, dass Finnland erneut an der dritten Stelle im globalen Wettebewerbsranking The Global Competitiveness Index 2013–2014 steht. Wie lange wir dies noch halten können ist allerdings die Frage? Oder müssen wir erst nach hinten fallen, bevor der Wille wieder da ist etwas Neues und Einzigartiges zu kreieren und dies auch in Finnland zu halten? Aber mit der Unterstützung der Schweizer Vitra wird nordisches  Design wohl ein Comeback erleben, so zumindest Vitra und Artek in ihrer Pressemitteilung. 


Ein schönes Wochende!