Interview mit Päivi Meuronen
Päivi Meuronen mit dem Grafikdesigner Aimo Katajamäki, mit dem
sie den Staatspris für Design teilt. Sie sind ein eingespieltes
Team und arbeiten an diversen Projekten zusammen.
Bild: Chikako Harada.
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Wo
arbeitest du?
Ich arbeite fast 11 Jahre bei den JKMM Architekten in
Helsinki mit ganz tollen Kolllegen, die einem inspirieren und mit denen es Spass
macht zu arbeiten. JKMM ist nicht ein gewöhnlicher Arbeitsplatz, sondern wie
eine zweite Familie für mich. Mein Arbeitsumfeld umfasst insbesondere die
Innenbereiche für öffentliche Einrichtungen wie Bibliotheken, Schulen oder
Kindergarten.
Was war
bisher der Höhepunkt deiner Karriere?
Die Wahl zur Innenarchitektin des Jahres in diesem Jahr war
sicherlich ein Highlight. Aber dieser neuer Preis toppt jetzt natürlich alles, weil
es eine Anerkennung der Fachkollegen ist.
Unabhängig davon waren viele meiner Projekte was Besonderes,
vor allem das letzte Projekt ist irgendwie immer unvergesslich. Aber auch mein
erstes Grossprojekt nämlich die Viikki Kirche in Helsinki, die 2005 fertig
wurde, war für mich einmalig, denn es war ein ganzheitliches Projekt, in dem ich
alles inklusive Kirchengegenstände bis zum letzten Detail gestaltete. Dabei
musste ich mich neben der Funktionalität und Ästhetik auch mit der Symbolik und
Bedeutung der Objekte beschäftigen. Am Ende des Projekts ist es immer spannend
zu sehen, ob das Ergebnis auch wirklich so aussieht, wie man sich das vorgestellt
und geplant hat.
Seinäjoki Bibliothek. Inneneinrichtung: Päivi Meuronen, 2012.
Bild: JKMM
Architekten, Helsinki.
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Seinäjoki Bibliothek von Aussen,
2012.
Bild: Tuomas Uusheimo.
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Spielplatz, Seinäjoki Bibliothek. Inneneinrichtung: Päivi Meuronen, 2012.
Bild: Tuomas Uusheimo.
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Sitzlöcher an der Wand, Seinäjoki
Bibliothek, 2012. Inneneinrichtung:
Päivi Meuronen.
Bild: JKMM
Architekten, Helsinki.
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Welches
Projekt würdest du noch gerne machen und was erwartest du von der Zukunft?
Bei mir ist es nicht wie bei einem Schauspieler, der sich
eine Rolle wünscht. Ich habe kein bestimmtes Projekt, das ich gerne machen
möchte. Es wäre schön, wenn ich weiterhin genauso vielseitige Projekte machen dürfte
wie bisher, eventuell wäre ein Auslandsprojekt noch interessant. Wobei die
Projekte im Ausland nicht besser sind als zu Hause. Sie haben jedoch andere
Herausforderungen wie z.B. die Sprache, Unterschiede in der Arbeitskultur oder
einfache Kommunikationsherausforderungen wegen dem Zeitunterschied.
Finnischer Pavillon von Aussen, Shanghai EXPO 2010. Inneneinrichtung: Päivi Meuronen, JKMM Architekten.
Bild: JKMM Architekten.
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Finnischer Pavilon, Shanghai EXPO 2010. Inneneinrichtung: Päivi Meuronen. Bild: JKMM Architekten.
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Finnischer Pavillon, Shanghai EXPO 2010. Inneneinrichtung: Päivi Meuronen. Bild: JKMM Architekten.
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Gibt es Materialien, die deiner Meinung nach in Zukunft wichtiger werden
und welche Materialien bevorzugst du?
Generell mag ich natürliche Materialien wie Holz und Wolle
und versuche Materialien zu verwenden, die wiederverwertbar sind. Gerne auch
nachhaltige Materialien, die aus der Region des Projekts stammen. Ich denke schon,
dass Ökologie und Recycling generell wichtiger werden, aber ich meine auch,
dass man die Materialien passend zur Situation wählen muss. Deshalb würde ich
auch Plastik nutzen, wenn es das Projekt erfordert.
Was
bedeutet Design für dich?
Design wird heute überall verwendet, so dass das Wort
inzwischen fast schon inflationär ist. Aber ok, für mich ist Design funktional,
es dient dem Zweck. Man sollte aber nicht überall Design draufkleben nur des
Designs wegen.
Wie
würdest du deinen Einrichtungsstil beschreiben?
Als Innenarchitektin bin ich eine verspielte Minimalistin. In
meiner Arbeit versuche ich Einrichtungen zu schaffen, die funktional und
minimalistisch sind, gleichzeitig aber auch eine gewisse Verspieltheit haben. Das
gleich gilt auch für meine Kleidung. Ich trage häufig schwarz, mag es aber,
wenn die Kleidungsstücke einen kleinen Gimmick haben. Bei der Einrichtung von Kindergarten
beispielsweise, versuche ich mich in die Rolle eines Kindes zu versetzten und
zu überlegen, was sie sich wünschen. Generell mag ich in der Inneneinrichtung natürliche
Materialien, was heissen soll, dass Holz auch wirklich Holz und nicht etwa PWC,
das nach Holz aussieht, sein muss. Denn Materialien und Farben geben den Räumen
schliesslich die Wärme und den Charakter.
Privat wähle ich allerdings nicht immer die praktischen
Sachen, sondern auch mal das, was einfach schön ist.
Mit Filz gepolsterter Innenreifen eines Traktors, 2007. Design: Päivi Meuronen, Hersteller: Adi Kalusteet Oy.
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Saunalahti Kindergarten, Espoo
2011. Inneneinrichtung: Päivi
Meuronen, JKMM Architekten. Bild: JKMM Architekten.
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Wer oder
was inspiriert dich?
Ganz alltägliche Sachen, die nicht unbedingt mit Architektur
oder Einrichtung zu tun haben, wie Filme von Fellini, Reflektionen, Spuren, Fehler,
Abweichungen von Ordnung, spielerische Elemente oder neue Verwendungsarten von
Objekten. In der Architektur und Einrichtung interessieren mich zum Beispiel
japanisch strenge Ästhetik, die 60er Jahre und vor allem das Designerpaar Ray
und Charles Eames. Deren tolle Entwürfe vermitteln das Gefühl, dass sie Spass
an ihrer Arbeit hatten. Ein ähnliches finnisches Designerduo sind Aamu Song und
Johan Olin, die frischen Wind in die finnische Design-Scene bringen. Sie zeigen
mit ihren Entwürfen, dass man die Arbeit zwar ernst nehmen muss, dabei aber Spass
und Humor nicht vergessen darf.
Was ist
für dich in deiner eigenen Einrichtung am wichtigsten und was ist dein
Lieblingsstück?
Wir wohnen in einem kleinen Einfamilienhaus Mitten in
Helsinki. Wir leben nach dem Prinzip ‚Less is more’, und versuchen nur die
Sachen, wie wir wirklich benötigen aufzustellen. Ausserdem ist das Haus recht
klein, so dass wir auch überhaupt nicht den Platz haben alles in der Wohnung aufzubewahren.
Allerdings haben wir ein paar Schränke im Keller, die voll mit Sachen sind, die
wir nicht wegwerfen können. Unser Zuhause ist eine Mischung aus alt und neu,
schlicht aber gemütlich. Ich könnte deshalb auch keine privaten Wohnungen
einrichten, weil ich meine, dass eine Wohnung etwas sehr Persönliches haben
sollte und die Leute ihr Zuhause selbst kreieren müssen.
Was das Lieblingsstück betrifft, habe ich keins, zumindest
nicht ein einziges Stück.
Was ist
dein Verhältnis zu Arbeit und Freizeit und wie entspannst du dich?
Für mich ist Arbeit nicht nur Arbeit, sondern die Arbeit ist
auch Teil meiner Freizeit. Wenn wir Urlaub machen, kombinieren wir dies gerne mit
unseren Kunst-, Design- und Architektur-Interessen. Oder wir entspannen uns in
der Natur in unserer Hütte am Saimaa See, wie das die meisten Finnen tun.
An welchem
Projekt arbeitest du gerade und wie sehen deine Pläne fürs kommende Jahr aus?
Aktuell arbeite ich unter anderem an einer Bibliothek für den
Campus der Aalto Universität, die 2016 fertig sein wird. Darüber hinaus habe
ich ein Projekt an einer Schule und einem Kindergarten in Kalasatama in
Helsinki. Ausserdem wirke ich an einem Konzept für eine neue Restaurantkette mit
und habe weitere kleinere Projekte, wie eine Bibliothek in Lahti. Ja (lacht),
ich bekomme immer wieder Aufträge für Bibliotheken. Wenn man einmal ein schönes
Ergebnis geschaffen hat, was anderen gefällt, folgen weitere Anfragen.
Ausserdem habe ich ein ungewöhnliches Jahr vor mir. Ich
werde eine fünfmonatige kreative Pause einlegen und zwei davon an der Cité
Internationale des Arts in Paris (CIA) verbringen, um Zeit für mich und meine
Projekte zu haben und mich weiter zu entwickeln. Danach werde ich nach Mazzano
nahe Rom fahren. Ich bin ein grosser Italien-Fan und habe auch die Sprache
studiert. Umso mehr freue ich mich auf den Aufenthalt und das Leben dort für paar
Moante. Um sich kreativ zu entwickeln, muss man raus aus dem gewohnten Umfeld
und auch Spass haben. Man kann ja nicht fünf Monate zu Hause sitzen, um Ideen
zu sammeln.
Viikki Kirche. Inneneinrichtung: Päivi Meuronen, JKMM Architekten 2005. Bild: JKMM Architekten, Helsinki.
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Viikki Kirche. Inneneinrichtung: Päivi Meuronen, 2005.
Bild: JKMM Architekten, Helsinki. |
Viikki Kirche. Inneneinrichtung: Päivi Meuronen, 2005.
Bild: JKMM Architekten, Helsinki. |
Turku Zentralbibliothek.
Inneneinrichtung, Päivi Meuronen, JKMM Architekten 2007. Bild: JKMM
Architekten, Helsinki.
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